05 Geschichten aus der Geschichte

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Geschichte, Geschichten und G`schichtli

Über die Ritter – nicht nur über unsere Familie, über Schlösser, Burgfräuleins, Knappen und Gefechte gibt es beinahe unzählige Erzählungen. Einige habe ich selbst zusammengetragen, andere gebe ich hier nur wieder. Alle aber sind für sich selbst interessant und amüsant. Alle haben mir viel Freude beim Niederschreiben gemacht und alle sollen Ihnen ein bisschen Wissen, ein bisschen Vergnügen bereiten. Auch wenn beileibe nicht alle mit Rittern, Schlössern und Mittelalter zu tun haben.

Ihre Johanna Ritter

  • Geschichte des Gasthauses
  • Tagung der Handwerkszünfte in Mainberg
  • So stand es in der Zeitung „

Geschichte des Gasthauses „Zum Schwarzen Adler“

Schon Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Haus am Fuße des Schlosses Mainberg erbaut.

Die Henneberger, des Plünderns und der Kriegsführens müde, suchten neue Wege um zu Geld zu kommen. Sie ließen das Gebäude im Frondienst erbauen, um eine Zollstelle errichten zu können. Die heute noch zu sehenden 1 Meter dicken Mauern, lassen erahnen welch Schweiß und Tränen in diesem Gebäude steckten. Es ist anzunehmen, dass von Anfang an für die Versorgung, sei es mit Essen und Trinken für Mensch und Tier, oder mit Schlafmöglichkeiren gesorgt war.

Die Bewirtung übertrugen die Schlossherren Getreuen, die sich im hennebergischen Diensten hervorgetan hatten. Aus dem nahen Wald bekam der Inhaber alljährlich sein Brennholz, auch das Braurecht wurde ihm gewährt.

Im Bauernkrieg (1525) wurde Schloss Mainberg von Schweinfurter Bürgern und Königsberger Bauern teilweise zerstört. Die Schankstatt bleibt unversehrt.

1532 wurde in alten Aufzeichnungen Heinrich der Wirt genannt. Aus dem Lehensverhältnis ist ein Besitzverhältnis geworden. 1559 erhielt der Amtsrevierjäger Hans Schäffer die Schankerlaubnis. Der Wirt erhielt auch das Braurecht. Das Wasser wurde aus einem, heute noch existierenden, 15 Meter tiefen Brunnen gewonnen.

Durch die Jahrhunderte hat das Haus viele Berühmtheiten in seinen Mauern beherbergt. So musste Albrecht Dürer 1520 seinen Freibrief vorzeigen. Sein Tagebuch berichtete: „…. da ließ man mich zollfrei fahren“.

1649 berichtet das Kriegstagebuch des schwedischen Reichsmarschall Wrangel „Unser Spazierritt geht auch nach Mainberg, allwo das Wirtshaus größer ist als die Kirch“

Friedrich Rückert (1788 – 1831) wurde bei einem Schoppen Mainberger Weines zu seinem Gedicht über Mainberg animiert:

Und die Sonne selbst noch winket, / Dir im Scheiden einen Gruß, / Mainberg, dessen Zinne blinket / Golden über´n Silberfluss. /Wenn nicht diese Berge wären, / Wäre nicht der Fluss so schön; / Und nur weil sie sich verklären / In dem Fluss,  sind schön die Höh´n. /Weil sich mit dem Main der Weinberg,/ Mit dem Weinberg schmück der Main, /Darum heißt diese Stelle Mainberg, /Schönster Berg- und Stromverein.

1813/14 schmiedeten österreichische Soldaten das kunstvolle Wirtshausschild mit dem Doppeladler, das heute noch das Haus schmückt.

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Bis 1852 war vor dem Haus ein großer Garten mit Festplatz und Kegelbahn, heute rollen Eisenbahn und Autoverkehr darüber.

Seit 1887 ist das Haus im Besitz der Familie Ritter.

Tagung der Handwerkszünfte in Mainberg

Noch in der Mitte der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts, nach mündlichen Überlieferungen des Ortsbürger Michael Zweckert (1823 – 1906), in der zweiten Hälfte des Wonnemonats Mai die zünftigen Handwerksmeister der umligenden Orte mit ihren Gesellen in dem historischen Mainberger Kirchlein zu einem feierlichen Gottesdienst . Die Zunftheiligen, die auf einer ungefähr 3 Ellen hohen, rot und weiß gestrichenen Stange getragen wurden, hatten Ähnlichkeit  mit dem Kopf und dem Rumpf einer Puppe und ragten über das Wappenschild der Zünfte hinaus. Links des Hochaltars waren sie aufgestellt. Bei der festlichen Prozession musste je ein Schuljunge den Zunftheiligen der entspechenden Gruppe vorantragen und wurde mit einem Kreuzer belohnt.

Nach der andachtsvollen Feier ging es zum Schildwirt „Schwarzer Adler“. Dort wurde das vom jüngsten Gesellen getragene Felleisen, das mit Mundvorräten gefüllt, ausgepackt. Der Wirt holt sein selbstgebrautes Bier in Gießkannen aus dem Keller und schenkte es in Krüglein.

Vor dem Haus war früher ein Garten mit Kegelbahn. Er diente als Festplatz. Sowohl bei Feier als auch bei der Mahlzeit spielte die Musik. Am Nachmittag wurde getanzt.

Bis ins späte 20. Jahrhundert hielten die Siebener (Grenzsteinsetzer) der umliegenden Gemeinden alljährlich diese Zusammenkünfte abwechselnd in verschiedenen Ortschaften.

„So stand es in der Zeitung“

Schweinfurter Tagblatt im Januar 1955

                                        Die Schweinfurter „Säuflääschfresser“

Rezept: Einige Scheiben Brot, etwas Salz und Pfeffer, Meerrettich und viel Fleisch

Jede Region hat ihre besondere Bräuche, auch war das Essen anbetrifft. Es ist naheliegend, dass in einer Stadt, die S c h w e i n furt heißt, dabei das Borstenvieh eine ganz besondere Rolle spielt. Die „Schweinfurter Schlachtschüssel“ ist keine Schlachtfest-Begleiterscheinung im üblichen Sinne, sondern ein urwüchsiges, volksmäßiges Festessen, wie man es in dieser Art nirgends mehr findet. Die Kunst des Schlachtschüssel-Essens hat sich, über alle schweren Zeiten hinweg, gleichbleibend von Generation zu Generation fortgepflanzt und erhalten.

Nur ein grundlegender äußerlicher Unterschied ist eingetreten, zahlte man vor dem Krieg noch für die Teilnahme zwei Mark, so ist es heute etwa das Dreifache, was man ausgeben muß. Nach wie vor aber kann man für diesen Obulus soviel von dem Schweineren essen, wie man verkraften kann. Trotz einer gewissen Einbuße an Volkstümlichkeit durch die Preiserhöhung, halten noch fast alle Gasthäuser der Stadt ihre Schlachtschüssel-Essen.   

                                                        Die Schweinsblase als Aushängeschild                                                        Gewöhnlich beteiligen sich 50 bis 100 „Säuflääschfresser“ an dem Schmaus. Stammgäste und Geschäftsleute werden oft durch Karten oder Listen eingeladen. Wo die Schweinsblase am Fenster hängt, tur sich was. Um 12 Uhr beginnt dieses geradezu an „germanische“ Zeiten und Verhältnisse recht lebhaft anmutende Mahl. Schon der Umstand, dass man vor einem auf dem Tisch aufgelegtem Brett Platz nehmen soll, verwundert den Neuling. Der Schoppen funkelt im Glase. Brot, Salz, Pfeffer, Meerrettich liegen bereit. Die Stimmung ist vortrefflich. Den ganzen Vormittag hat man künstlich gehungert, um recht kräftig „reinhauen“ zu können. Der Anblick der ersten Platten des dampfenden, duftenden Krettelfleisches lässt einen dann auch sofort das Wasser im Mund zusammen laufen. Und dann hebt ein allgemeines „Futtern“ an.                                                                                                                                                                   Das Beste kommt zum Schluss                                                                            Der Neuling wird ermahnt, am Anfang der Partie nicht  zu viel auf einmal  sich  einzuverleiben, sondern sich selbst Mäßigung aufzuerlegen und gemütlich abzuwarten. Wer dann auch möglichst das Fett meidet, wird bis zum Schluss den Magen aufnahmefähig und sich selbst bei gutem Humor halten. Der Fachkundige wird sich im Großen und Ganzen beschränken, Leckerbissen zu ergattern, wie Kamm, Lendenstücke, Stich, Herz, Nieren. Natürlich ist jeder Genießer auf „seine“ Spezialitäten erpicht; jeder sieht etwas anders als seine Delikatesse an. Zur Abwechslung leisten Sauerkraut und Kreen dem Magen gute Entlastungs- und Ausputzdienste.                                                                                                                                                                   Spaß muss sein!                                                                                                          Was aber wäre die ganze Schlachtschüssel ohne ihren Clou, den Augenblick, wo jenes bekannte, lustige allgemeine Geschrei anhebt: „Er häänkt – er hänkt!“ Jener, auf den sich alle Augen plötzlich lachend richten, ahnt nichts Vornehmes. Wie er sich gedankenschnell umdreht – richtig, hinten an seinem Rock baumelt das „Schwänzle“! Alles gröhlt vor Ausgelassenheit. Das Falscheste nun, was der Säuschwänzleträger machen kann, ist in Wut zu geraten. In solchem ​​Fall, wird er nur noch mehr „veräppelt“ und zum Besten gehalten. Lacht er aber lustig mit und sich selbst nichts anmerken, dann nimmt er dem Spott die Spitze

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.Schlachtschüssel des Touring – Clubs am 6. Januar 1955

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